Evangelische Schule Neuruppin
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Pädagogische Schwerpunktsetzung (Profil): Wie alles anfing

WIE ALLES ANFING

„Am Schulpreis habe ich nie gezweifelt.“ (Ilse Schoegel)
Es ist eine von diesen Geschichten, die man auch verfilmen könnte. Eine Handvoll Idealisten, kurz nach der Wende, mit dem Wunsch, eine christliche Schule zu gründen – nach all den Jahren. Die Gemeinde-Pädagogin Ilse Schoegel, der Pfarrer Stephan Scheidacker und Anke Bachmann, die damalige Schulleiterin der Gustav-Kühn-Schule – um nur drei zu nennen.
Neun Jahre war Ilse Schoegel alt, als der Krieg zu Ende war. Die Eltern hatten ein Süßwaren-Geschäft gehabt, aber der Vater war gefallen und die Mutter musste sehen, wie sie die Kinder durch-brachte. Zu Hause war Ilse nicht religiös erzogen worden, aber sie mochte die Atmosphäre im Religions-Unterricht und in den evangelischen Jugendgruppen. Dort fühlte sie sich aufgehoben. Irgendetwas an den staatlichen Angeboten erinnerte sie an das, was sie aus ihrer Kindheit kannte. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden, doch dafür reichte das Geld nicht und sie musste mit 14 Jahren eine Lehre als Dekorateurin beginnen. Aber der Wunsch, mit Menschen zu arbeiten, war weiterhin da, und so gelang es ihr schließlich, eine Ausbildung zur Gemeindehelferin zu machen. 1970 bekam sie ihre erste Anstellung als Katechetin in Neuruppin, wo Anke Baumgardt zu ihr in die Christenlehre kam – und sie viele Jahre später, inzwischen Anke Bachmann, mit der Idee einer christlichen Schule konfrontierte.
Stephan Scheidacker hatte nach der Wende eine religionspädagogische Ausbildung gemacht und zwei Jahre am Schinkel-Gymnasium unterrichtet. Er hatte eine Chance für die Kirche gesehen, „zur Schule zu kommen“ und die vergangenen 40 Jahre aufzuholen. Die Idee einer christlichen Schule war in diesem Sinne natürlich noch attraktiver. Es sollte eine ökumenische Schule sein, aber da zeigte sich bereits eines der vielen Probleme, die dem Projekt im Laufe der nächsten Jahre im Weg stehen sollten. Beide Kirchen waren nur an einer Schule ihrer Konfession interessiert. Die katholische Kirche stiftete zwar 30.000 Mark, stand aber für eine ökumenische Zusammenarbeit nicht zur Verfügung.
Man gründete einen „Verein zur Gründung einer christlichen Schule“, bestehend aus Eltern, Lehrern, wenigen Kirchenleuten und bürgerbewegten Neuruppinern. Den Vorsitz hatte Dr. Wolf-Dieter Wuttke, ein Arzt der Ruppiner Kliniken. Das größte Problem war die Finanzierung, aber auch die Tatsache, dass in den Köpfen der zuständigen Bürokraten eine christliche Privatschule schlicht nicht vorkam.
Ilse Schoegel hatte im Rahmen ihrer Arbeit schon vor der Wende zahlreiche Kontakte geknüpft, war einmal in der Woche in Berlin in der „Erziehungskammer“ auch mit westlichen Christen zusammengekommen und versuchte nun, das zarte Pflänzchen dieser Idee in die Welt zu setzen. Es war ein zähes Ringen. Zwar nahm ein Mitarbeiter aus dem Konsistorium die „kleine Schwester aus dem Osten“ zunächst begeistert in den Arm, stieß dann aber seinerseits auf jede Menge Widerstand wegen der Kosten. Doch Ilse Schoegel ließ sich nicht so schnell entmutigen. „Wir waren Idealisten“, sagt sie, „wir hatten keine Ahnung von der Wirtschaftlichkeit.“
Nach zwei Jahren (1992) machte sich allmählich Verzweiflung breit. Dr. Wuttke war zurückgetreten und Stephan Scheidacker hatte den Vorsitz übernommen. Es schien kein Land in Sicht und man wurde sogar als Störfaktor empfunden. Doch genau in diesem Moment, kurz vorm Aufgeben, geschah das Wunder. Aus Düsseldorf reisten zwei Oberkirchenräte an, die von dem Vorhaben gehört hatten. Und sie brachten einen Sack voll Geld mit – 500.000 Mark! Das war die Wende. Siegfried Erfurth, der stellvertretende Superintendent, beschloss mit dem Kreis-Kirchenrat eine evangelische Schule zu gründen – eine enorm mutige Entscheidung, der auf dieser Ebene eigentlich jegliche Basis fehlte. Aber nun hatte man Auftrieb. Stephan Scheidacker wurde „Beaufragter des Kirchenkreises zum Aufbau einer evangelischen Schule“. Kurz entschlossen fuhren Schoegel, Scheidacker und Karin Ehrendreich (Mitglied des Gemeindekirchenrats) nach Berlin und „stürmten“ eine Sitzung der Kirchenleitung, wo sie die Notwendigkeit der Schule in einer derart kirchenfeindlichen Umgebung wie Neuruppin unmissverständlich zum Ausdruck brachten. Und siehe da, sie wurden erhört. Jetzt gab auch die Landeskirche 300.000 Mark dazu.
Dann kam die Herausforderung für Anke Bachmann. Für eine ganz und gar unsichere Zukunft gab sie ihre Schulleiterinnenstelle auf. Und so ging es weiter – immer auf Messers Schneide. Die Stadt Neuruppin stellte für fünf Jahre das Land zur Verfügung und im März 1993 wurde der Bauvertrag für die Container unterschrieben. Ebenso begeisterungsfähige wie unerschrockene Eltern meldeten ihre Kinder für zwei siebte und eine achte Klasse einer Schule an, die es noch gar nicht gab. Buchstäblich in letzter Minute kamen die Container und die Eröffnungs-Andacht konnte im Foyer stattfinden.
Was für ein Moment – im engen Container am 15.9.93, vor 20 Jahren! Keine Kirche dieser Welt hätte einen passenderen Rahmen abgeben können. Und mit diesem Anfang könnte auch der (eingangs erwähnte) Film enden – mit Großaufnahmen singender Kinder, Eltern und Lehrer.

Klaus Goldkuhle, Kunstlehrer an der Evangelischen Schule Neuruppin

 
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