Titel/Überschrift | Europabildung in der Schule: Gedenkstättenfahrt nach Dachau |
Ausgangslage/ Situation/ Begründung | Die Schüler der Oberschule führen eine Gedenkstättenfahrt durch. Die Evangelische Schule Neuruppin bekennt sich mit der Schaffung von Geschichtsbewusstsein hier in Besonderem ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag, der über die Grenzen des Fachunterrichts hinaus als gemeinsamer Auftrag an die ganze Schulgemeinde verstanden wird. |
Konkretes bestehendes Angebot | Die Gedenkstättenfahrt findet in der 9. Klasse statt und ist aus inhaltlichen und organisatorischen Gründen der Rhythmisierung im Februar angesetzt. Ziel der Gedenkstättenfahrt ist Dachau. Im nationalsozialistischen Deutschland war in Dachau das erste KZ errichtet worden, das zugleich als Modell für alle danach errichteten Konzentrationslager genutzt worden ist. In direkter Nachbarschaft des KZ befand sich eine Ausbildungsschule für die SS.
Ein weiterer Grund für die Auswahl Dachaus besteht darin, dass die 20 km entfernte Stadt München ebenfalls Anknüpfungspunkte für die Thematik bietet. 1923 fand in München der Hitlerputsch statt. Ab 1933 war die studentische Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ aktiv. Im Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl in München zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Vor Ort kann sehr gut Geschichte erlebbar gemacht werden, da in der Universität eine Besichtigung des eindrucksvollen Bodendenkmals und der ständigen Ausstellung zur „Weißen Rose“ eingeplant ist. Des Weiteren kann über die Haltung der Stadt München zu den Ereignissen im Nationalsozialismus auf die Fahrt vorbereitet.
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Ziel / Absicht | Gedenkstätten sind immer auch Orte des Lernens und Begreifens. An den Orten der Verbrechen stellt sich die Frage "Wie konnte es dazu kommen?" besonders eindringlich. Die Bereiche Gedenken - Mahnen - Forschen und Lernen sollen die Fahrt dabei inhaltlich tragen. Das Nie-Wieder setzt zum einen das Nie-Vergessen voraus, muss aber auch insofern in unsere Gegenwart hineinreichen, dass wir bereit sein müssen, jede Entwicklung, die eine Ausgrenzung beinhaltet, zu bekämpfen. Die Schüler in diesem Sinne zu sensibilisieren und stark zu machen, ist eines der Kernziele der geplanten Fahrt und reicht damit ein wesentlicher Aspekt unserer Erziehungs- und Bildungsarbeit. Bedingt durch den mit der zeitlichen Entfernung immer geringer werdenden persönlichen Bezug der Schüler zur NS-Zeit, halten wir es für sinnvoll, neben der kognitiven Annäherung an die Zeit auch das Einfühlen in Einzelschicksale zu ermöglichen, um durch diese Form der Empathie das Verständnis der Schüler für die historischen Entwicklungen zu fördern und so auch bis in die Gegenwart zu wirken.
Die Gedenkstättenfahrt nach Dachau ermöglicht den Jugendlichen anhand der persönlichen Schicksale u. a. der Geschwister Scholl einen sensiblen Zugang zu Übernahme von Verantwortung und Toleranz.
Die Begegnung mit den verschiedenen Orten schafft nachhaltiges Begreifen der Dimension der Ereignisse während der NS-Diktatur.
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Rahmenbedingungen Termine (Beginn/ Ende) Beteiligte Verantwortliche Ressourcen | Die Organisation der Gedenkstättenfahrt wird durch den Oberschulkoordinator in enger Zusammenarbeit mit dem Klassenlehrer der 9. Klasse koordiniert.
Die inhaltliche Vorbereitung der Gedenkstättenfahrt nach Dachau erfolgt im Rahmen der fächerübergreifenden Tage im November sowie in den fachunabhängigen Lernzeiten. Themen sind u. a. „Jugend im Dritten Reich“ und „Widerstand“. Ausschnitte aus den Filmen „Napola“ und „Sophie Scholl“ werden einbezogen.
Vor Ort wird die Klasse von Mitarbeitern des Max-Mannheimer-Studienzentrums betreut, einem pädagogischen Dienst der Gedenkstätte, mit deren Teamern wir im Vorfeld Kontakt haben. In diesem Rahmen erfolgt die Besichtigung der Gedenkstätte in Dachau.
An einem weiteren Tag führt die Klasse einen Stadtrundgang in München durch. Hierbei werden u. a. das Jüdische Zentrum, die Synagoge und die Gedenkstätte für die Geschwister Scholl aufgesucht.
Der Klassenlehrer der 9. Klasse sowie die weitere begleitende Lehrkraft stehen den Schülern als enge Bezugspersonen bereit, um zu helfen, die Eindrücke und Gedanke zu verarbeiten. Hierzu finden Tagesreflexionen und Einzel- und Kleingruppengespräche statt.
Die Nachbereitung der Gedenkstättenfahrt erfolgt in Verantwortung des Klassenlehrers und des Fachkollegen für Gesellschaftswissenschaften.
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Fortbildungsbedarf | Seminare zur Gedenkstättenpädagogik |
Evaluation Wann ist das Projekt erfolgreich? Wie wird evaluiert? | Die beiden Jahrgänge, die bisher diese Fahrt durchgeführt haben, sind mit tiefen, auch schmerzlichen Erfahrungen zurückgekommen. Sie hatten nicht nur im Rahmen der angebotenen Seminare intensive Gespräche, sondern auch im Rahmen der täglichen Besinnung Gelegenheit, ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Das Feedback der Schüler wird in die weitere Konzeption der Gedenkstättenfahrt aufgenommen. |