Titel/Überschrift | Demokratiebildung: Briefkastenstunde | Ausgangslage/ Situation/ Begründung | Die Schüler der 1. Klasse bekommen im 2. Halbjahr ein weiteres Unterrichtsfach dazu: Die Briefkastenstunde. Diese findet in der LZ statt (von der 1. bis 4. Klasse). Im 1. Halbjahr geht es vor allem darum, den Grundschülern den Schulalltag näher zu bringen, sie lernen sich untereinander besser kennen und es entstehen Beziehungen. Es entwickelt sich ebenfalls ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Klassenlehrer. Das ist sehr wichtig für ein gutes Gelingen der Briefkastenstunde. Mit der Briefkastenstunde wird den Kindern eine Methode vorgestellt, mit der sie lernen, ihre Wünsche, Probleme, Fragen, aber auch Erlebnisse ihren Mitschülern und Klassenlehrern mitzuteilen. Um eine Identifikation mit dieser Stunde von Beginn an gewährleisten zu können, sind die Kinder bei den Vorbereitungen und der Gestaltung beteiligt. Gemeinsam mit dem Klassenlehrer und der Sozialpädagogin wird der Briefkasten gebastelt; es werden die Regeln und der Ablauf für diese Stunde besprochen. Die Kinder erfahren hierbei, welchen hohen Stellenwert ihre Meinung hat und wie wichtig ihr Mitwirken in der Klasse ist. Die Briefkastenstunde wird von zwei Schülern geleitet (Moderator und Assistent), zu Beginn noch gemeinsam mit der Sozialpädagogin. Dann aber völlig selbstständig von den Kindern. Sie lesen nacheinander die Briefe vor und suchen mit der Klasse gemeinsam nach Lösungen, Vorschlägen und stimmen dann darüber ab. Jedes Kind hat die Möglichkeit, sich hierbei einzubringen. Auch die Leitung der Stunde wird von den Kindern jedes Mal neu gewählt.
An der Briefkastenstunde kann jedes Kind teilnehmen. Entweder als Moderator oder Assistent, als Zuhörer und „Lösungssucher“ oder eben als Briefeschreiber oder Zeichner. Die Kinder können auch einfach ein Bild malen und dieses dann der Klasse näher erklären. Wichtig ist, dass der Name mit dazugeschrieben wird, damit man die Briefe anschließend zuordnen kann.
Die Briefkastenstunde entstand aus der Idee heraus, den Klassenrat, welchen es erst ab Klasse 5 an unserer Schule gab, in abgewandelter Form auch mit den jüngeren Schülern durchführen zu können.
Die Kinder entwickeln eine Selbstständigkeit (Vorbereitung, Organisation, Durchführung), lernen, ihre Gedanken, Wünsche und Probleme zu formulieren und den anderen mitzuteilen, und erfahren hierbei die Rückmeldung, dass ihre Meinung wichtig und vor allem erwünscht ist. Es werden Vorschläge gesammelt, über Lösungen abgestimmt und auch überprüft, ob diese erfolgreich gewesen sind.
| Konkretes bestehendes Angebot | Seit drei Jahren gibt es an der Evangelischen Grundschule Neuruppin die Briefkastenstunde. | Ziel / Absicht | Das Ziel der Briefkastenstunde war und ist es, nicht nur die sozialen Kompetenzen und Resilienzfaktoren zu stärken, sondern auch das partizipative und demokratische Miteinander. Unsere Schüler erfahren in der Briefkastenstunde, wie gut sie sich auf ihre Klasse/Mitschüler verlassen können und was es bedeutet, in einem Team zu agieren. Ebenso lernen sie auch, was sie alles bewegen und erreichen können, dass sie „gehört“ werden und ihre Ideen für das Gelingen an unserer Schule ganz entscheidend sind.
Anfänglich bestehen die Briefe aus Zeichnungen und einzelnen Wörtern, aber im Verlauf des 1.Schuljahres entstehen immer längere Briefe. Die Schüler entwickeln hierbei auch die Freude am Schreiben, was sich wiederum in den Montagsgeschichten zeigt.
| Rahmenbedingungen Termine (Beginn/ Ende) Beteiligte Verantwortliche Ressourcen | Die Briefkastenstunde findet 1x wöchentlich im Klassenraum statt.
Notwendige Materialien sind:
- ein Briefkasten
- ein Ordner für die geschriebenen Briefe, somit können
die Kinder auch im Anschluss an die Stunde sich die Briefe
immer wieder anschauen und durchlesen.
- eine Tafel, an der im Verlauf der Stunde die Briefe gut
sichtbar angebracht werden können
- Magnete
- ein Locher, um die Briefe lochen und abheften zu
können.
- Namensschilder mit den Aufschriften „Moderator“ und
„Assistent“
- ein Din-A-4 Blatt mit den Regeln, welche von allen Kindern
unterschrieben werden
- ein Stundenschild mit der Aufschrift „Briefkastenstunde“,
welches mit den anderen (Deutsch, Mathe,…) morgens an
der Tafel angebracht werden kann.
Ebenso ist in den ersten drei Stunden, in denen es um die Einführung geht, die Sozialpädagogin anwesend. Dann ist es wichtig, dass der Klassenlehrer immer mit dabei ist, da eben auch Absprachen getroffen werden, die die Klasse betreffen.
| Fortbildungsbedarf | Im ersten Halbjahr der 1. Klasse informiert die Sozialpädagogin die zuständigen Klassenlehrer über den Verlauf der Briefkastenstunde und bespricht mit ihnen den Ablauf und die weiteren Rahmenbedingungen. | Evaluation Wann ist das Projekt erfolgreich? Wie wird evaluiert? | Die Briefkastenstunde wird von der Sozialpädagogin begleitet, wird aber dann nur noch in Anwesenheit des zuständigen Klassenlehrers durchgeführt. Die Kinder sollen ebenfalls lernen, dass der Klassenlehrer immer Ansprechpartner für sie ist und sie sich vertrauensvoll an ihn wenden können. Zwischen dem Klassenlehrer und der Sozialpädagogin besteht immer ein intensiver fachlicher Austausch, so dass bei Unklarheiten oder Fragen zeitnah darauf eingegangen und reagiert werden kann. Das Projekt ist bereits mit der Teilnahme der Kinder erfolgreich. Denn dann konnte das Ziel der Partizipation umgesetzt werden. Das Erlernen und Stärken der sozialen Kompetenzen kann im Verlauf der Briefkastenstunde über das Schuljahr hinweg beobachtet werden. Ein Kind, das durch das Briefeschreiben vielleicht eine Möglichkeit entdeckt hat, sich seinen Mitschülern mitzuteilen, was vorher eher schwierig gewesen ist, erfährt Bestätigung und Anerkennung, weil es die Briefe so kreativ gestaltet oder zeichnet… Jeder einzelne Brief und das damit verbundene Interesse der Kinder an den Gefühlen, Gedanken und Wünschen des Schreibers bestärkt uns in der Durchführung der Briefkastenstunde. Wie diese Kompetenzen dann auf andere Situationen angewendet werden, zeigt sich in den nächsten Schuljahren.
Mittlerweile sind die ersten Schüler, mit denen die Briefkastenstunde durchgeführt wird, in der 4. Klasse und zeigen in anderen Situationen, wie gut sie die erlernten Kompetenzen umsetzen können, wie z.B.
- im Schülerrat:
Die Schüler haben Freude daran, ab der 2. Klasse das Amt des Klassensprechers auszuüben und nehmen ganz selbstverständlich an dem Schülerrat teil. Die erlernten Fähigkeiten im vertrauten Klassenverband können hier in einem ganz neuen Gremium mit Schülern anderer Klassen angewandt werden.
- oder in anderen AG-Angeboten:
Unsere Schüler können in verschiedenen AG-Angeboten in Teambesprechungen immer wieder auf die erlernten Fertigkeiten zurückgreifen. Diese ermöglichen es ihnen, selbstsicher auch in völlig unbekannten Schülergruppen zu agieren und sich selbst mitzuteilen.
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